Ein Satz, der mir wieder und wieder begegnet ist dieser: „Ich glaube, jetzt ist ihr langweilig, sie braucht ein bisschen Action“. Jetzt könnte man natürlich sagen, tja Yvonne nicht so toll, die Pferde langweilen sich bei Deiner Arbeit… Tun sie aber nicht. Ich will Euch erklären wo es den Blickwinkel zu ändern gilt.
Die Tellington und auch die Connected Methode sind beides Methoden, die auf der Veränderung von Mustern basieren. Die Pferde werden ermutigt, sich – ihre Haltung, ihr Ver-Halten, ihre Lösungsstrategien – zu überdenken und sich auf andere Art zu erfahren. Wer schon mal Feldankreis, Alexandertechnik oder einen Kurs bei Nadja oder mir gemacht hat, weiss wovon ich rede.
Das Ziel ist es, das Repertoire der Reaktionen des Pferdes zu vergrößern, es aus bloßer Reaktivität herauszuholen und die Möglichkeit zu verschiedenen Antworten zu eröffnen. Nur dann ist eine vielfältige, lebendige Entwicklung möglich. Kleiner Exkurs in die Methoden. Wer mehr darüber erfahren möchte, hier findet Ihr Infos oder auf www.zentriert-reiten.de
Wie passt das jetzt zur „Langeweile“?
Was ich oft erlebe ist, dass es für viele Menschen eine große Herausforderung ist, die Pause auszuhalten, die es braucht, damit auf der Ebene des Nervensystems eine Veränderung geschieht. Dabei ist die Pause fast der wichtigste Schritt in dieser Arbeit.
Sie ermöglicht Wahrnehmung und Integration, nur so kann sich eine neue Strategie festigen. Da steht man manchmal schon ein paar Minuten und spürt einfach. Das ist zu Anfang ungewohnt und anstrengend, je geübter wir werden, desto weniger möchte man auf diese Momente verzichten, versprochen! :)
Ein anderer wichtiger Punkt, ist natürlich, das Veränderung zunächst zu Verunsicherung führen kann. Bei Pferd und Mensch. Und natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, mit Verunsicherung umzugehen. Wieder, bei Pferd und Mensch gleichermaßen. Viele Pferde fangen an, erst mal alles anzubieten, was ihren Gewohnheiten entspricht. Sie fragen uns: „Willst Du das? Oder das? Ach so, dann willst Du das? Auch nicht?!? Was denn??“ Andere Pferde verfallen recht schnell in eine „System down-Haltung“ und schalten erst mal ab, bis sich alles wieder in gewohnten Bahnen bewegt :)
Die Pferde sind in einem Lernprozess, der zuerst mal die Bereitschaft hinzuhören braucht. Das fordert vom Menschen zunächst eine klare Idee, wo es hinsoll, die Fähigkeit zu sehen, wo das Pferd Unterstützung braucht und die feine Wahrnehmung, wann der erste Schritt in die richtige Richtung geschieht um genau dann zu bestärken und das Pferd fühlen zu lassen, was jetzt anders war.
Ihr seht also, sehr viele Anforderungen an beide Seiten, diese neuen Lernprozesse. Und jetzt kommt der beste Vermeidungsmechanismus ever, das Totschagargument quasi, den diejenigen von Euch, die mit Kindern arbeiten bestimmt kennen: Das ist laaaangweilig!. Sehr effektiv, weil es natürlich impliziert, dass man schon alles kann und außerdem die Trainerin ( das Elternteil, die Lehrerin etc) nicht in der Lage ist, eine spannende Situation zu kreieren. Allerdings ist das Gegenteil oft der Fall. In meiner Erfahrung wird Langeweile auf den Tisch gebracht, wenn die Aussage eigentlich wäre „ Ich bin überfordert“
Bestimmt nicht immer, aber doch oft genug.
Ich lade Euch ein, dass Ihr einfach spaßeshalber wenn Ihr das Gefühl habt, die Übung ist für das Pferd langweilig, Euch stattdessen fragt „ Ist es in der Lage, die Übung auszuführen und bin ich in der Lage sie zu unterstützen?“ Ist die Antwort „ Hmm, vielleicht nicht zu 100%“, fragt Euch, was es braucht, damit die Antwort Ja lauten kann.
Das kann sein, eine andere Methode, die Euch mehr entspricht.
Wenn Ihr Euch aber in der feinen. leisen und intensiven Arbeit prinzipiell wohlfühlt, dann seid Ihr eingeladen Euch auf Entdeckungsreise in Euch selbst zu begeben und ganz individuell herauszufinden, was es für Euch braucht um auf diese Art zu lernen.
Vielleicht ist es mehr theoretischer Hintergrund (fragt die Trainerin :) ), vielleicht mehr Erdung ( fragt die Trainerin :) ), vielleicht mehr Demonstrationen ( fragt die…und so weiter)
Worauf ich hinaus will, wir beenden durch Gedankenkonstrukte und Zuschreibung unserer eigenen Befindlichkeit nicht selten einen Entwicklungsprozess schon in den Anfängen und kommen so natürlich nie zu einem befriedigenden oder gar beglückenden Ergebnis. Daher mein Wunsch: Achtet auf Eure Formulierung und spielt mit Alternativen, es können sich ganz neue Welten eröffnen.
Viel Freude, Eure Yvonne
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